„Ich kann weder essen, noch schlafen, weil ich nur an dich denke, Liebste, ich mag nicht einmal mehr Pudding.“
Diese Zeilen stammen aus der Feder eines Mannes, der vor über 200 Jahren verliebt war – in die Frau eines Anderen. Der Schreiber war Admiral Horatio Nelson.
Er begründete seinen Weltruhm als britischer Nationalheld an einem 14. Februar während einer Seeschlacht. Zum Sieg an diesem Valentinstag verhalfen ihm taktisches Geschick und ein waghalsiges Manöver. Zwei Aspekte, die aber nicht nur beim Kampf auf hoher See hilfreich sein können, sondern manchmal auch in der Liebe. Dann zum Beispiel, wenn zwei Mauersegler sich während des Fluges paaren. Dazu lässt sich das Männchen auf dem Rücken des Weibchens nieder (klar, die Frau darf mal wieder die ganze Arbeit machen). Während des Liebesaktes ruhen die Flügel der Tiere, was zur Folge hat, dass die beiden nach unten trudeln. Eine biologische Erklärung, weshalb die Vögel sekundenlang riskieren, durch den luftigen Akt abzustürzen statt sich ausschließlich im sicheren Nest zu begatten, ist nicht bekannt.
Ähnlich rätselhaft ist der uralte Glaube, der 14. Februar sei der erste Tag im Jahr, an dem die Vögel Hochzeit hielten. Diese Vorstellung beschrieb der berühmte englische Dichter Geoffrey Chaucer in ‚Parlament der Vögel’, dem wohl allerersten Valentinsgedicht überhaupt*. Dort heißt es beispielsweise: „Denn Feiertag Sankt Valentins war’s eben / An dem zur Gattenwahl nach diesem Ort / Sich alle Vögel, die man kennt, begeben. […] Wie sie sich in die Flügel nahmen! / Wie sie ihre Hälschen umeinander rankten / Und der Natur, der edlen Göttin, dankten!“. In einhundert Strophen legt der Dichter dar, wie der heilige Valentin (der Schutzpatron der Liebenden) und die Paarung der Vögel auf geheimnisvolle Weise zusammenhängen. Die Attribute, die Chaucer dabei den einzelnen Vogelarten zuschreibt, sind nur allzu menschlich. Da gibt es den ritterlichen Falken, die zur Treue mahnende Turteltaube oder den Kuckuck, der sein Dasein als Single eigentlich ganz gut findet, solange ihn hin und wieder auch mal eine Kuckucksdame beglückt.
Mit Glück hatte auch das zu tun, was in früherer Zeit in aristokratischen Kreisen üblich war: sich nämlich am Valentinstag per Los füreinander zu entscheiden. Ledige Frauen schrieben dazu ihren Namen auf Zettel, die daraufhin von ebenfalls ledigen Männern gezogen wurden. Ein Jahr lang hatte man nun Gelegenheit, sich – in aller Sittsamkeit – auszutauschen und einander kennen zu lernen. Eine spätere Heirat war dabei nicht ausgeschlossen. Vielleicht keine schlechte Idee für all jene, die am Tag der Liebenden noch darauf warten, dass ihnen ihr Valentin oder ihre Valentine über den Weg läuft. Denn wie sagte der eingangs erwähnte Admiral Nelson einmal: „Etwas muss dem Zufall, der Chance, die sich bietet, überlassen bleiben“.
Übrigens: mit jener Frau, die er so sehr vermisste, dass er nicht einmal mehr Pudding mochte, kam besagter Admiral eines Tages tatsächlich zusammen.
* entstanden zwischen 1374 und 1380
1 Antworten auf den Beitrag
Endlich – endlich ein emotionaler und doch informativer Einblick in die mögliche Entstehungsgeschichte des Valentintages, ohne den üblichen und völlig übertriebenen Liebeskitsch! Tatsächlich verändert die Liebe scheinbar sogar die Geschmacksnerven und gibt einem manchmal das Gefühl haltlos wie die Mauersegler durch Zeit und Raum zu stürzen – und dies hoffentlich nicht nur an jedem 14. Februar!
Danke Rebecca
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