„Brauchst du einen Freund, um ihn deiner Familie vorzustellen?“
„Du wirst nicht jünger, und deine Eltern mäkeln an dir herum?“
So oder so ähnlich bewirbt ein chinesisches Online-Auktionshaus das, was man ‚normalerweise’ (und was ist schon ‚normal’?) nicht gerade im Bereich von Auktionen verorten würde – nämlich: einen Partner. Zugegeben, in diesem Fall haben wir es mit sogenannten falschen Freunden (und haben uns vor denen unsere Mütter nicht immer gewarnt?) bzw. mit ‚Scheinpartnern’ zu tun. Wer – wie gesagt – nicht jünger wird, in China lebt und zu allem Übel keine Beziehung vorzuweisen hat, der kann sich für bestimmte Gelegenheiten (beispielsweise Familienfeste) zumindest eine mieten. Eine Beziehung für gewisse Stunden sozusagen. Da nämlich im Reich der Mitte die Meinung der Familie bedeutsamer eingestuft wird, als das eigene Liebesleben, gilt es erst einmal, die Eltern glücklich zu machen – bevor man dann irgendwann mal selbst an der Reihe ist.
Wer an dieser Stelle schon dachte ‚Oh ha!’, dem wird beim Folgenden wahrscheinlich ein ‚Och nö!’ durch den Kopf gehen. Denn: bei den Mitgliedern einer der ältesten Kulturen der Welt – den Eipo aus West-Neuguinea – trennt sich die Spreu vom Weizen beim Tanzen. Eine Sache, der in Deutschland gerade mal 47% der Männer etwas abgewinnen können und das, obwohl viele Frauen tanzende Männer, nichttanzenden vorziehen. Bei Tanzfesten der gerade erwähnten Eipo, checken die Frauen – neben dem Tanzstil der Beziehungsanwärter – auch ganz genau, wie sich Mann denn so herausgeputzt hat. Und dabei zählt obenrum, genauso wie untenrum!
Eine Körperregion übrigens, die bei Peruanischen Sharanahua-Indianern bisweilen ziemlich in Gefahr geraten kann. Kommt Männe nämlich von der Jagd ohne Fleisch nach Hause, droht ihm der Spruch (und hier ist zu hoffen, es bleibt wirklich nur beim Spruch): „Es gibt kein Fleisch, darum essen wir jetzt Penisse!“. Blöderweise ist man – im Falle eines ausbleibenden Jagderfolgs – bei den Sharanahua-Damen als potentieller Ehemann auf jeden Fall auch schon mal gleich weg vom Fenster.
Und worum geht es Männern in erster Linie, wenn sie beziehungstechnisch Ausschau halten? Ganz klar: um Attraktivität. Und da diese bzw. die Schönheit ja bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, hat man da – weltweit gesehen – mit einem Meer von Vorstellungen zu tun, was denn da nun alles schön ist und was nicht. Mal sind es hängende Brüste, mal möglichst viele Kilos, die eine Frau auf die Waage bringen soll und mal gilt es als extrem begehrenswert, wenn etwas besonders langgezogen daherkommt. Dieses Etwas befindet sich aber mal wieder im Bereich ‚untenrum’ – weshalb an dieser Stelle auf weitere Ausführen darüber verzichtet werden soll.
Um eine völlig andere Körperansicht wiederum dreht es sich bei einer Partnersuch- und -findaktion die alle drei Jahre im bayerischen Antdorf stattfindet. Gemäß dem Motto ‚Ein schöner Rücken kann auch entzücken’ pfeifen die Mädels dabei auf die Optik von oben-, unten- oder vornherum – da geht es vielmehr ums hintenrum. Auf einer fast 100 Meter langen Bank sitzen bei der Antdorfer Frauenwahl die Jungs in bayrischem Trachtenoutfit nämlich mit dem Rücken zu den Mädels. In einigem Abstand zu der Lederhosenfront warten die Dirndlträgerinnen dann auf den Startschuss und rennen wie blöd um die Wette in Richtung der von hinten fast identisch aussehenden Kerle.
Wer bei dieser Aktion leer ausgeht, dem winkt als Trostpreis eine Stall-Laterne oder wahlweise ein Besen. Letzteres wohl in Anspielung auf das, was manch einer – nach einer gewissen Anzahl von Beziehungsjahren – in seinem Partner hin und wieder zu sehen glaubt.
Ob nun im eigenen Land oder weltweit – manch eine Art von Beziehungssuche mag verzweifelt anmuten, manch eine absurd oder gar befremdlich. Fakt ist: Bis auf wenige Ausnahmen ist das Problem einer immer älter werdenden Bevölkerung, in der Menschen ohne Partner an der Seite durch’s Leben gehen, ein globales und ein stetig wachsendes. Und so werden beispielsweise allein 40 Millionen der heute in China lebenden Männer, wohl auch weiterhin ganz ohne Frauen auskommen müssen. Vergleicht man diese Zahl mit Deutschland ist das ungefähr so, wie wenn sämtliche Männer hierzulande (und da sprechen wir nicht mal von 40 sondern lediglich von 39 Millionen) mit einem Schlag zu haben wären.
Eine Vorstellung, die im ersten Moment verführerisch wirken mag, bei genauerem Betrachten aber gar nicht so verführerisch ist. Denn es gibt da etwas, das nennt sich ‚Wahlparadoxon’. Eine größere Auswahl hat zwar eine deutlich größere Anziehungskraft auf Menschen und suggeriert größere Wahlfreiheit, dennoch lähmt uns Überfluss offenbar in unserer Entscheidungsfreude. Zwei Forscher haben das anhand eines Marmeladentests versucht zu belegen. Einmal wurden 6 Marmeladensorten zur Auswahl gestellt, ein anderes Mal vierfach soviel – also 24 Sorten. Ergebnis: Die kleinere Auswahl zog zwar nur 40% Tester an und die große immerhin 60%; bei der größeren Auswahl aber kauften lediglich 2% aller Tester etwas von der Marmelade, wohingegen es bei der kleinen Gruppe ganze 12% waren.
Die Gefahr sich falsch zu entscheiden, steigt mit der Anzahl der möglichen Entschei-dungen! So betrachtet, kann man also froh sein, dass hier bei uns nicht wirklich jeder Single ist, sondern ‚nur’ jeder Fünfte.
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1 Antworten auf den Beitrag
Hallo Rebecca,
immer wieder so schön erfrischend deine Blogs!
Mach weiter so!
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