(erlebt und geschrieben von Kevin Varga)
Schluss mit dem Singledasein. Aber wie? Es gibt viele Möglichkeiten: Oktoberfest oder Disco? Schwierig! Im Internet? Niemals! Über Freunde? Nicht schon wieder! Ein SpeedDating? 7 Frauen, 7 Männer, je 7 Minuten. Ein Versuch ist es mal wert.
Die Anmeldung bei einem SpeedDating Anbieter ist nicht schwer. Ein paar persönliche Daten im Online Formular ausfüllen, aus über 30 Städten die gewünschte Stadt sowie das gewünschte Datum auswählen, die Teilnahmegebühr überweisen und schon ist man dabei! Ich suche mir Mannheim als meine SpeedDating Stadt aus.
Kosten für den Frauenschnelldurchlauf: 29 Euro.
Im Vornherein frage ich mich, was dort wohl für Menschen hingehen? Wie sehen sie aus oder warum sind sie Single? Mit vielen Vorurteilen, Neugier und ein wenig Nervosität mache ich mich an diesem Sonntagabend auf den Weg.
Der Countdown läuft
Das SpeedDating findet im Zapatto, einer Bar im Mannheimer Bahnhof statt. Nachdem ich mich entschließe, keine Fragen vorzubereiten, sondern mich auf meine Spontanität zu verlassen, betrete ich um 20:20 Uhr mit einem mulmigen Gefühl die Bar.
Sieben kleine Holztische mit jeweils zwei Holzstühlen warten bereits auf die Date-willigen Frauen und Männer. Die meisten Teilnehmer sind schon da. Kurze prüfende Blicke fliegen durch den Raum. Auch ich erwische mich dabei, wie ich hier und da schon mal checke was in Frage kommen könnte. Von blond- bis braunhaarig, dick und dünn, groß sowie klein, ist für fast jeden Geschmack etwas dabei. Die Spannung ist förmlich mit Händen zu greifen. Eine Anfang dreißig Jährige Mitarbeiterin begrüßt uns und stellt sich als Dating-Angel vor. Sie animiert uns an den Tischen Platz zu nehmen. Gut gelaunt weist sie uns kurz in den Ablauf ein. Eine Bewertungskarte wird verteilt. Diese dient als Gedächtnisstütze. Vor jedem Date wird hier der Nickname des Gegenübers aufgeschrieben, es gibt kuriose Namen wie lila88, Precious, Angel oder Cettina. Ich habe mich für den kreativen Nicknamen Ke Vin entschieden. Auf der Bewertungskarte ist Platz für Notizen und die wichtigste Entscheidung des Abends – „möchte ich mein Date wiedersehen?“. Nur wenn beide sich einig sind (sich also sympathisch, sexy oder einfach nur nett finden) und auch beide ein JA ankreuzen, werden später die Kontaktdaten der beiden auf der Internetseite freigeschaltet. Nach der Einweisung gibt der Dating-Angel mit einer Glocke das Zeichen: es geht los! Das Kennenlernen kann beginnen.
Los geht´s!
Jetzt sitze ich also meiner ersten potenziellen Traumfrau gegenüber. Mit der Traumfrau in meiner Vorstellung hat sie definitiv nichts gemeinsam. Sie stellt sich als harmoniebedürftige BWL-Studentin vor. Sie ist Mitte Zwanzig. Schnell merke ich, dass ich die nächsten Minuten wahrscheinlich nicht mehr oft zu Wort kommen werde. Nachdem sie mir von ihrem Haustier, ihrer Familie und ihren Träumen erzählt hat, erlöst mich das Läuten des Dating-Angels.
Meine nächsten Dates habe ich mit einer Finanzbeamtin, einer Krankenschwester, einer filmsüchtigen Kosmetikerin, einer Informatikerin, einer Nachwuchsschwimmerin und einer angehenden Chemie Doktorandin. Für die meisten von ihnen ist es auch das erste Mal. Die Beweggründe könnten aber unterschiedlicher nicht sein: Geburtstagsgeschenk der Freundinnen, die pure Neugier, das Treffen von neuen Leuten und die Suche nach dem richtigen Partner. An Liebe auf den ersten Blick glauben die meisten Teilnehmerinnen aber nicht. Nach ein paar Dates merke ich, welche Fragen gut klappen und die Stimmung lockern: „Wie war dein Tag?“ oder auch „Hattest du auch Sorge, dass man nicht weiß worüber man sprechen soll?“
Und schon ist es vorbei.
Das eingängige Läuten der Glocke reißt mich aus den doch zum Teil intensiven und guten Gesprächen. Überrascht merke ich, dass die 70 Minuten schon vorüber sind. Nun hat jeder noch Zeit sich die letzten Notizen auf den am Anfang verteilten Bewertungskarten zu machen. Notizen über Wohnort, Hobbies oder auch Sympathie.
Ende gut, alles gut?
Vorurteile hatte ich vorher genug. Umso überraschter war ich, dass man dort richtig sympathische und gutaussehende Frauen kennenlernt. Bei fünf Damen lief das Gespräch gut und ich fühlte mich wohl. Nur bei zwei Dates merkte ich sofort, dass die sprichwörtliche Chemie nicht stimmte.
Am nächsten Abend
Nachdem ich wieder zuhause angekommen bin, logge ich mich auf der SpeedDating Internetseite ein. Dort muss ich mich jetzt entscheiden. Welche Dame möchte ich wiedersehen? Ich gebe zwei Damen mein JA. Nun heißt es: warten auf morgen.
Voller Neugier prüfe ich meine E-Mails am nächsten Abend. „Hallo Ke Vin, Sie haben zwei Übereinstimmungen erzielt.“
Somit haben die beiden Damen die von mir ein JA bekommen haben, mir auch ein JA gegeben. Sehr gut! Natürlich muss das noch nichts bedeuten, beim SpeedDating gestern herrschte ja Ausnahmezustand. Jetzt gilt es erst einmal in der Realität zu prüfen, ob die Sympathie wirklich anhält und man bald auf Wolke sieben schwebt. Trotzdem gibt einem diese Bestätigung einen ganz schönen Kick fürs Selbstbewusstsein.
2 Antworten auf den Beitrag
schöner beitrag…. ob er nun aus werbezwecken entstanden ist oder wahr ist mal zweitens, aber so ungefähr könnte ich mir das vorstellen! na mal sehen werds vielleicht auch mal machen!
Gut geschrieben, informativ und humorvoll. Vermisst habe ich das Alter des Autors.
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